Dr. Kathrin Giehl und Univ.-Prof. Dr. Thilo van Eimeren aus der Arbeitsgruppe Multimodale Bildgebung Neuronaler Netzwerke an der Klinik für Nuklearmedizin der Uniklinik Köln setzen sich für die Förderung der Datenteilung in der Hirnforschung im Kontext von “Open Science” ein. Als Koordinatoren der EU-geförderten Initiative "European Cluster for Imaging Biomarkers" (ECIB), haben sie kürzlich einen Artikel in dem hochrangingen Journal Lancet Digital Health zur Bedeutung der Teilung von Forschungsdaten und der damit verbundenen Herausforderungen veröffentlicht.
Das Teilen von humanen Hirnbilddaten, wie zum Beispiel aus der Magnetresonanztomographie (MRT) oder Positronen-Emission-Tomographie (PET), birgt immenses Potenzial, die Entwicklung von Biomarkern neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen zu beschleunigen. Diese Biomarker bilden einen wichtigen Pfeiler für das Krankheitsverständnis, die frühzeitige Diagnose und die Überwachung von neuen Therapieansätzen. Durch enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Forschungseinrichtungen und die damit verbundene gemeinschaftliche Nutzung von Forschungsdaten, sowohl regional als auch global, kann die Qualität und die Geschwindigkeit wissenschaftlicher Entdeckungen im Bereich der Biomarker erheblich beschleunigt und somit die Versorgung der Betroffenen langfristig schneller verbessert werden.
Trotz der offensichtlichen Vorteile, gibt es zahlreiche Herausforderungen, die die Datenteilung im Bereich der humanen Hirnbildgebung erschweren. Oft stehen Forschende bei der Standardisierung und Verwaltung großer Datenmengen vor technischen Schwierigkeiten. Darüber hinaus stellen rechtliche Anforderungen, insbesondere die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU, eine erhebliche Hürde dar, um Forschungsdaten ohne zu hohen zeitlichen Aufwand anderen Instituten zur Verfügung stellen können und somit den Fortschritt gemeinsam voranzutreiben zu können. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Erzeugung und Teilung von Daten im aktuellen akademischen System kaum Wertschätzung erfährt und somit kaum Vorteile für den individuellen Forschenden birgt.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, hat das ECIB-Konsortium daher mehrere Empfehlungen ausgesprochen:
Technische Lösungen: Die Nutzung standardisierter Datenformate für die Hirnbildgebung, wie BIDS (Brain Imaging Data Structure) wird empfohlen, um die Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit von Daten zu verbessern. Diese Standards helfen, Daten effizienter zu teilen und zu analysieren.
Rechtliche Rahmenbedingungen: Um zeit- und ressourcenschonend arbeiten zu können, ist ein harmonisierter Ansatz zur Anwendung der DSGVO in ganz Europa zwingend erforderlich, um eine schnelle und rechtskonforme Datenteilung zwischen Institutionen sicherzustellen.
Die Erzeugung und das anschließende Teilen von Forschungsdaten muss als wertvolle wissenschaftliche Leistung anerkannt und honoriert werden. Das Konsortium schlägt die Etablierung eines neuen Systems vor, das diesen essentiellen Beitrag zur wissenschaftlichen Gemeinschaft würdigt und somit auch die Erzeugung von Forschungsdaten gerade für junge Forschende fair und attraktiv macht.
Durch die Überwindung bestehender Barrieren und die Implementierung praktischer Lösungen kann eine Zukunft gestaltet werden, in der wissenschaftliche Zusammenarbeit und die gemeinsame Nutzung von Forschungsdaten die Grundlage für innovative medizinische Durchbrüche bilden können. Die Uniklinik Köln ist stolz auf die Leistungen ihrer Forschenden, die durch ihre Arbeit einen wertvollen Beitrag dazu leisten. Diese Bemühungen unterstreichen die Bedeutung von “Open Science” und der internationalen Zusammenarbeit in der modernen Hirnforschung.